KZ-Gedenkstätte Moringen

Moringen ist eine Kleinstadt im südlichen Niedersachsen. Zwischen 1933 und 1945 bestanden im Ortskern nacheinander drei Konzentrationslager. Ausgangspunkt waren die Gebäude des 1738 errichteten „Werkhauses“, einer Besserungseinrichtung. Heute befindet sich am ehemaligen Lagerstandort das Maßregelvollzugszentrum Niedersachsen. Erst Anfang der 1980er Jahre forderten engagierte Bürgerinnen und Bürger eine Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte des Ortes: 1989 gründeten sie den Verein „Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V.“. Er ist auch Träger der 1993 im ehemaligen Torhaus der Stadtbefestigung eingerichteten KZ-Gedenkstätte. Mehr Informationen unter: http://www.gedenkstaette-moringen.de

(Von links) Dr. Dietmar Sedlaczek, Dr. Gabriele Andretta, dahinter Landtagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt und Arne Droldner, Mitarbeiter der Gedenkstätte, bei der Präsentation
(Von links) Dr. Dietmar Sedlaczek, Dr. Gabriele Andretta, dahinter Landtagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt und Arne Droldner, Mitarbeiter der Gedenkstätte, bei der Präsentation. (© Waske)

Dr. Dietmar Sedlaczek stellte der Landtagspräsidentin zunächst die Präsentation „Ankunft im Lager“ vor. Seit 2017 empfängt diese die Besucherinnen und Besucher in dem neugestalteten Eingangsraum der ehemaligen Kommandantur. Projektoren werfen Bilder, Dokumente und Texte an die Wände. Professionelle Sprecher lesen aus Aufzeichnungen der ehemaligen Gefangenen vor. Wie die Häftlinge ihre Angst vor dem SS-Wachpersonal und deren Demütigungen schildern, berührt. Sedlaczek erklärte, mit Hilfe dieser Präsentation könnten sie die Zeitzeugen zu Wort kommen lassen. Und gleichzeitig eine Brücke zur Gegenwart schlagen: Am Ende der Videos werden Worte wie Volksgemeinschaft an die Wand geworfen. Die Begriffe leiten über in die Diskussion – besonders mit den jungen Besucherinnen und Besuchern. Sedlaczek erklärte: „Aus dem Erinnern sollen die Jugendlichen reflektieren: Wo erkenne ich mich heute wieder? Was hat das mit mir zu tun?“ Solche Denkanstöße seien wichtig gegen Gleichgültigkeit und gesellschaftspolitisches Desinteresse.

„Die Gleichgültigen zu wecken, das kann ein Gedenkstättenbesuch leisten, indem die Jugendlichen Empathie empfinden und zu einer eigenen Position ermutigt werden.“
Dr. Dietmar Sedlaczek, Leiter KZ-Gedenkstätte Moringen

Dann stellte der Leiter der Gedenkstätte kreative Formate der pädagogischen Bildungsarbeit vor wie Theaterworkshops und Comiczeichnungen. Diese Angebote gibt es bereits seit einigen Jahren. Das Stück „Die Besserung“ über einen jungen KZ-Häftling kam bereits 150 Mal auf die Bühne. Sedlaczek sagte, gerade in der künstlerischen Arbeit liege die Chance, offener mit der jungen Generation ins Gespräch zu kommen.

Um beispielsweise für Schulen noch mehr solcher Angebote zu schaffen, so Sedlaczek, reiche bisher der Platz nicht aus. Aus diesem Grund möchte die Gedenkstätte den noch nicht ausgebauten Dachboden der ehemaligen Kommandantur nutzen, um dort Seminarräume einzurichten. Aktuell werde ein Gutachten erstellt, wie genau dies möglich sei.

Doch wie soll die Erinnerungskultur weitergegeben werden? Denkanstöße dazu will ein Blog der Gedenkstätte geben: https://warumerinnern.wordpress.com/

Er stellt vor allem das ganz persönliche Erinnern – jenseits von abstrakten Allgemeinplätzen – in den Mittelpunkt. „Warum erinnerst Du?“ heißt es auf dem Blog. Wer sich angesprochen fühlt, kann seine Antwort auf einem Zettel notieren, sich mit diesem zusammen fotografieren und auf der Internetseite veröffentlichen.

Von links: Dr. Gabriele Andretta, Frauke Heiligenstadt, Arne Droldner und Dr. Dietmar Sedlaczek im Gespräch
Von links: Dr. Gabriele Andretta, Frauke Heiligenstadt, Arne Droldner und Dr. Dietmar Sedlaczek im Gespräch. (© Waske)
Das Dachgeschoss der ehemaligen Kommandantur soll zu Seminarräumen ausgebaut werden
Das Dachgeschoss der ehemaligen Kommandantur soll zu Seminarräumen ausgebaut werden. (© Waske)