Auf Spurensuche: Die Geschichte Cuxhavens und des Landtages

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta, Oberbürgermeister Uwe Santjer und Erste Stadträtin Andrea Pospich steigen in die Jan-Cux-Strandbahn an der Strandpromenade in Duhnen.
Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta (v.l.), Oberbürgermeister Uwe Santjer und Erste Stadträtin Andrea Pospich steigen in die Jan-Cux-Strandbahn an der Strandpromenade in Duhnen. (© Niedersächsischer Landtag/Dr. Stefanie Waske)
Zwei Frauen unterhalten sich in den Räumlichkeiten eines Museums.
Erika Fischer (r.) berichtet Dr. Gabriele Andretta von den Neuerwerbungen des Museums. (© Niedersächsischer Landtag/Dr. Stefanie Waske)

„Tradition und Innovation – für beides steht Cuxhaven gleichermaßen.“ Dieses Resümee zog Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta nach ihrem Besuch im Nordseeheilbad. Der Termin war im Rahmen ihrer Sommerreise geplant gewesen, musste aber aus terminlichen Gründen um 14 Tage verschoben werden. Ihr ehemaliger Landtagskollege und jetzige Oberbürgermeister Cuxhavens, Uwe Santjer, begrüßte Andretta im Rathaus.

Im Mittelpunkt stand zunächst die Geschichte: Der erste Oberbürgermeister Cuxhavens war auch der erste Präsident des Niedersächsischen Landtages – Karl Olfers (1888-1968). Dr. Friedhelm Gleiß, Stadtarchivar in Cuxhaven, stellte das Leben des Sozialdemokraten und Gewerkschafter vor. Schon früh beschäftigte den gelernten Zimmermann der Städtebau. Im Juli 1930 brach er zu einer USA-Reise auf und kritisierte, dort würden öffentliche Belange wie Kinderspielplätze zu wenig berücksichtigt. Zu der Zeit war Olfers Geschäftsführer des gemeinwirtschaftlichen Bauunternehmens „Bauhütte Cuxhaven“. 1933 enthoben ihn die Nationalsozialisten aller seiner Ämter, verhafteten ihn wiederholt und verwiesen ihn aus Cuxhaven. Olfers schlug sich als Versicherungsagent durch und entging dem Konzentrationslager 1944 nur, weil er bereits zur Wehrmacht eingezogen worden war.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm er bald wieder politische Verantwortung, so als Oberbürgermeister der Stadt von 1946 bis 1952 und von 1956 bis 1966. Als Landtagspräsident (weitere Informationen) von 1947-55 und von 1959 bis 1963 wirkte er ebenso prägend in Hannover. „Wie unsere Städte, so musste auch die Demokratie neu aufgebaut werden“, sagte Olfers bei der Einweihung des Landtags 1962 rückblickend über die Herausforderungen der Nachkriegszeit.

Um den Wandel Cuxhavens von der Hafen- und Arbeiterstadt hin zum touristischen Anziehungspunkt ging es im zweiten Vortrag des Historikers Gleiß. Seit 1900 habe das Militär, die Fischerei und der Tourismus Cuxhavens Wirtschaft bestimmt. Ersteres ist mittlerweile Geschichte: Ab dem Jahr 2000 verließ die Marine das Nordseeheilbad. Die Fischindustrie behaupte sich bis heute, so  Oberbürgermeister Santjer. Der Tourismus habe Cuxhaven immer begleitet und sei nach Ende des Lockdowns in der Corona-Pandemie besonders gefragt. Neue Branchen bestimmten die Zukunft der Stadt mit – beispielsweise Offshore-Windenergie.

Nach der Geschichte des Tourismus, die mit Karrenbädern begann – rollenden Badhäuschen für ein geschütztes Schwimmen – folgte die Gegenwart. Von der „Duhner Spitze“, einem heute beliebten Gästeziel, fuhren die Landtagspräsidentin, der Oberbürgermeister, Verwaltungsmitarbeiter und Fraktionsvorsitzende des Rates mit der „Jan-Cux-Strandbahn“ die Strandpromenade entlang. Dabei tauschten sie sich über die Veränderungen im Tourismus und Zukunftsprojekte Cuxhavens aus.

Der Abschluss stand im Zeichen von Dichtung und Malerei. Im Joachim-Ringelnatz-Museum führte Erika Fischer, Vorsitzende der gleichnamigen Stiftung, durch die Sonderausstellung „Lebe, lache gut! Mache deine Sache gut" (weitere Informationen). Diese zeigt das Leben der Frau des Malers und Schriftstellers Joachim Ringelnatz (1883-1934), der Lehrerin Leonharda Pieper (1898–1977). Sie heirateten 1920 und er gab ihr den Kosenamen „Muschelkalk“. Muschelkalk Ringelnatz war sprachbegabt, arbeitete nach dem frühen Tod ihres Ehemannes 1934 als Übersetzerin und setzte sich zeitlebens für seine Werke ein.