Der Traum vom neuen Leben – Niedersachsen und das Bauhaus
Ausstellung im Niedersächsischen Landtag
Das Bauhaus stand nicht in Niedersachsen. „Aber einige Träume des Bauhauses wurden in Niedersachsen Wirklichkeit“, betonte Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta zur Eröffnung der Ausstellung „Der Traum vom neuen Leben – Niedersachsen und das Bauhaus“. Sie wird nun bis zum 30. Oktober 2019 gemeinsam vom Landtag und dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur präsentiert. Zur Eröffnung kamen zahlreiche Mitglieder des Landtages, der Regierung sowie Vertreterinnen und Vertreter niedersächsischer Museen. Auch Unternehmen, die mit dem Bauhaus Produkte gestalteten und diese bis heute herstellen, waren vertreten – das Fagus-Werk, die Firma Rasch, die Porzellanmanufaktur Fürstenberg und der Möbelhersteller Tecta.
Herzstück der Ausstellung in der Portikushalle des Landtages ist der Grundriss einer Wohnung von 43 Quadratmetern für vier Personen, der auf einen Teppich gedruckt wurde. Er wurde 1930 von dem Celler Architekten Otto Haesler entworfen, in der Zeit der Weltwirtschaftskrise und sollte das Existenzminium abdecken. Haesler stellte fest: „Man lebt nicht, um zu wohnen, sondern man wohnt, um besser leben zu können.“ Der Satz, sagte Dr. Andretta, könne angesichts rasant steigender Mieten nicht aktueller sein. „Die Bauhäusler von heute würden sich den neuen Herausforderungen wie Klimawandel, Urbanisierung, Mobilität stellen und für das Bedürfnis der Menschen von heute, zum Beispiel in einer bewohnbaren, menschenfreundlichen und umweltgerechten Stadt zu leben, neue Antworten in der Architektur und Stadtplanung suchen.“
Dr. Sabine Johannsen, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, würdigte in ihrer Rede den hohen Anspruch der Ausstellung. Die Ausstellung trage dazu bei, die alltäglichen Spuren des Bauhauses, die sich bis heute in fast jedem Haushalt oder jeder öffentlichen Institution finden, offenzulegen. Sie leiste „einen wertvollen Beitrag zum bundesweiten Bauhaus-Jubiläum“, so die Staatssekretärin.
„Was ist das Bauhaus?“ – so überschrieb Dr. Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus-Archives/Museums für Gestaltung in Berlin, ihre Festrede. Sie hob hervor, dass mittlerweile von „unterschiedlichen Bauhäusern“ gesprochen werden müsse; das Bauhaus sei von Beginn an geprägt durch Vielseitigkeit und Wandelbarkeit, mit einem großen „utopischen Gehalt“ ausgestattet. Doch das Bauhaus habe keineswegs gegen menschenverachtende, ideologische Irrwege immunisiert: Während die einen Bauhaus-Absolventen zur Flucht gezwungen wurden, arrangierten sich andere mit den Nationalsozialisten oder brachten sich gar aktiv in die Terrorherrschaft ein. Die Ausstellung im Niedersächsischen Landtag füge sich in ein hochwertiges Programm in ganz Niedersachsen ein.
Dr. Stefanie Waske, Kuratorin der Ausstellung, konstatierte in ihrer Einordnung: „Der Mythos des Bauhauses treibt doch recht eigentümliche Stilblüten.“ So gebe es Bauhaus-Wein im Discounter, oder Taschen mit dem Aufdruck: „In Bauhaus we trust.“ Eine derartige Stilisierung führe zu gelegentlich unreflektierten Betrachtungen des Bauhaus-Kosmos. Die Distanz zwischen Hannover und den Schulorten in Dessau, Weimar und Berlin könne für eine objektive Analyse durchaus hilfreich sein. Die Ausstellung „Der Traum von neuen Leben“ gehe nicht nur der Frage nach, ob sich die teils utopischen Vorstellungen des Bauhauses in der Retrospektive verwirklicht hätten. Die Ausstellung wolle ebenfalls Gelegenheit bieten, die Frage in das Jetzt zu heben: „Wovon träumen wir heute?“.