"Wohnen - zukunftsweisend, klimagerecht": Staatspreis für Architektur verliehen

72 Bewerbungen, zwölf Projekte in der Finalauswahl, drei Nominierungen, ein Staatspreis für Architektur: Am 30. September 2020 wurde der Niedersächsische Staatspreis für Architektur im Landtag verliehen. Der Preis, ausgelobt von der Landesregierung sowie der Architektenkammer Niedersachsen, ist die höchste Auszeichnung für architektonische Leistungen in Niedersachsen. Der diesjährige Titel lautete: „Wohnen – zukunftsweisend, klimagerecht!“. Corona-bedingt konnte die Preisverleihung nur in einem sehr begrenzten Rahmen stattfinden. Per Livestream konnte jedoch die gesamte Verleihung digital verfolgt werden.

Bernd Busemann, Vizepräsident des Niedersächsischen Landtages, betonte im Rahmen der Eröffnung: "Allen Kolleginnen und Kollegen im Landtag liegt es am Herzen, die Baukultur in Niedersachsen zu fördern." Somit begrüße er die Verleihung des Staatspreises im Landtag selbst. In der hochrangig besetzen Jury waren auch Mitglieder des Landtages vertreten. "Wie wir unsere Wohnumgebung gestalten, sagt viel darüber aus, was für Menschen wir sind", verwies Landtagspräsident Busemann auf die große Wirkung von Architektur. Die Ausgestaltung des ganz persönlichen Rückzugsortes, der eigenen vier Wände sei maßgeblich für das individuelle Wohlbefinden. Die andauernde Corona-Pandemie habe auf ganz besondere Weise gezeigt, wie wichtig das eigene Zuhause ist – auch im Kontext von Homeoffice und Kindesbetreuung.

Robert Marlow, Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, zückte gleich zu Beginn seiner Ansprache sein Handy, um eine Aufnahme vom Publikum zu machen. "Schließlich müssen wir auch etwas zeigen können, wenn die Enkel fragen: ,Wie war das damals mit Corona'? Die letzte Verleihung war völlig anders. Aber machen wir das Beste draus." Unter anderem betonte Kammerpräsident Marlow die Notwendigkeit, bezahlbahren, klimafreundlichen Wohnraum zu schaffen. Dies sei auch Aufgabe der Architektinnen und Architekten: "Wohnen ist für Reiche wie für Arme."

Den Festvortrag hielt Dr. Christian Welzbacher, Kunsthistoriker und Journalist. "Die Königsdisziplin der Architektur – Plädoyer für einen Paradigmenwechsel" hieß der Vortrag, in dem der Redner infrage stellte, ob die höchste Aufgabe der Architektur darin bestehe, prestigeträchtige Bauten wie Kirchen oder Theatern zu schaffen. Vielmehr sei der Wohnungsbau, das Gestalten von Lebensraum im engsten Sinne die wahre Königsdisziplin: "Nirgendswo ist Architektur so sehr bei sich selbst wie im Wohnungsbau."

Drei Projekte der engeren Auswahl wurden für den Staatspreis nominiert und verkündet. Schließlich verkündete Olaf Lies, Niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, das Siegerobjekt und übergab den Staatspreis. Der Staatspreis für Architektur ging in diesem Jahr an das Projekt: „Neues Wohnen an der Alten Döhrener Straße“ (Hannover).

Alle Bewerbungen der engeren Auswahl wurden am Tag der Preisverleihung am 30. September 2020 im Niedersächsischen Landtag ausgestellt. Danach sind die Ergebnisse noch bis zum 8. Oktober 2020 in der Portikushalle des Landtages zu besichtigen (Öffnungszeiten: 9.00 bis 20.00 Uhr). Geplant ist außerdem, die Ergebnisse in einer Dokumentation zu veröffentlichen und im Rahmen einer Wanderausstellung landesweit bekannt zu machen.

Zum Hintergrund

Der renommierte Preis würdigt herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Architektur. Der Staatspreis ist die höchste Architekturauszeichnung des Landes und wird seit 1996 vergeben, seit 2002 in Kooperation mit der Architektenkammer Niedersachsen. Die niedersächsische Landesregierung unterstreicht mit dem Staatspreis ihr Anliegen, baukulturelle Leistungen in breiter Form anzuregen und zu würdigen.

Weitere Informationen finden sich auf der preiseigenen Website. Dort finden sich auch alle Erläuterungen zu den objekten der Finalauswahl.

Vizepräsident Bernd Busemann spricht vor Publikum
Landtagsvizepräsident Bernd Busemann eröffnete die Verleihung des Staatspreises für Architektur 2020. (© Lea Schunk/Niedersächsischer Landtag)
Ein Mann steht an einem Rednerpult und spricht zu den Veranstaltungsgästen.
Dr. Christian Welzbacher, Kunsthistoriker und Journalist, hielt den Festvortrag. (© Lea Schunk/Niedersächsischer Landtag)
Minister Olaf Lies überreicht einen Preis an zwei Männer, die Architektur und Bauherr des Projektes sind.
Bauminister Olaf Lies (r.) überreichte den Staatspreis an den Architekten sowie den Bauherren des Gewinnerobjekts "Neues Wohnen an der Alten Döhrener Straße". (© Lea Schunk/Niedersächsischer Landtag)