Zeitzeuge Professor Shaul Ladany im Landtag

Gedenken anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz

Am 28. Januar 2020 fand anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz eine Vortragsveranstaltung mit dem Zeitzeugen Professor Shaul Ladany im Niedersächsischen Landtag statt.

Ladanys Familie wanderte nach dem Krieg nach Palästina aus. Shaul Ladany wurde ein bekannter Wissenschaftler und Sportler
Ladanys Familie wanderte nach dem Krieg nach Palästina aus. Shaul Ladany wurde ein bekannter Wissenschaftler und Sportler (© Gedenkstätte Bergen Belsen)
Als Geher nahm Shaul Ladany an den Olympischen Spielen in München teil und überlebte den Anschlag auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972
Als Geher nahm Shaul Ladany an den Olympischen Spielen in München teil und überlebte den Anschlag auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972 (© Gedenkstätte Bergen Belsen)

Shaul Ladany

wurde 1936 in Belgrad geboren. 1941 flohen Ladanys Eltern nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien mit ihren Kindern nach Ungarn. 1944 wurde die Familie in das KZ Bergen-Belsen deportiert. Ein halbes Jahr lang war die Familie Ladany in dem Lager interniert. Ende 1944 konnten sie das Lager verlassen, da sie zu einer kleinen Gruppe von jüdischen Häftlingen gehörten, die dank der Rettungsbemühungen des ungarischen Zionisten Rudolf Kasztner Ende 1944 ausgelöst wurden und in die Schweiz ausreisen durften. 

Ladanys Familie wanderte nach dem Krieg nach Palästina aus. Shaul Ladany wurde ein bekannter Wissenschaftler und Sportler. Als Geher nahm er an den Olympischen Spielen in München teil und überlebte den Anschlag der palästinensischen Terrorgruppe auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972.

Landtagspräsidentin Dr. Andretta:
„Heute stellen wieder mehr Menschen die Verbrechen des Nationalsozialismus in Frage oder relativieren sie. Antisemitismus tritt zunehmend offen zutage, Angriffe auf Juden in Deutschland mehren sich. Umso wichtiger ist es daher, an den Holocaust zu erinnern und den letzten Zeitzeugen wie Professor Ladany zuzuhören. Die Geschichte mahnt uns, entschlossen für die Werte unserer Demokratie einzustehen, sie gegen Hass und Hetze zu verteidigen.“

Zeitzeuge Professor Shaul Ladany beim Gästebucheintrag im Arbeitszimmer der Landtagspräsidentin. Dahinter (v.l.n.r.): Vizepräsident Bernd Busemann, Vizepräsident Frank Oesterhelweg, Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta, Vizepräsidentin Meta Janssen-Kucz.
Zeitzeuge Professor Shaul Ladany beim Gästebucheintrag im Arbeitszimmer der Landtagspräsidentin. Dahinter (v.l.n.r.): Vizepräsident Bernd Busemann, Vizepräsident Frank Oesterhelweg, Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta, Vizepräsidentin Meta Janssen-Kucz. (© Niedersächsischer Landtag)

Begegnung mit Schülerinnen und Schülern

Hatten Sie Freunde in Bergen-Belsen? Gelingt es Ihnen heute, Deutschen zu vertrauen? Gibt es nach allem, was Sie erlebt haben, einen Ort, an dem Sie sich sicher fühlen? Haben Sie damit gerechnet, zu überleben? Sind Sie jemals einem Holocaustleugner begegnet?

Prof. Shaul Ladany stellte sich eine Stunde lang den Fragen von 140 Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Corvinianum Northeim. Seine sehr persönlichen Antworten beeindruckten die Jugendlichen sichtlich. „Hinter dem Stacheldraht von Bergen-Belsen wuchs eine Tomatenpflanze. Als die winzige Frucht, die sie trug, röter wurde, gingen mir fast die Augen über, hungriger Achtjähriger, der ich war. Meine Erinnerungen an die unerreichbare Tomate sind klar wie am ersten Tag. Aber Freunde? Daran erinnere ich mich leider nicht.“

Prof. Shaul Ladany stellte sich eine Stunde lang den Fragen von 140 Schülerinnen und Schülern
Prof. Shaul Ladany stellte sich eine Stunde lang den Fragen von 140 Schülerinnen und Schülern (© Niedersächsischer Landtag)

Ausstellung

Zudem wird vom 29. Januar bis zum 6. Februar 2020 in der Portikushalle des Landtages die Ausstellung der Gedenkstätte Bergen-Belsen „Lebensläufe. Verfolgung und Überleben im Spiegel der Sammlung von Shaul Ladany“ gezeigt.

Shaul Ladany verfügt über eine große Sammlung von Originaldokumenten zu seiner Verfolgung im Nationalsozialismus. Ergänzt um Informationen zur deutschen Besatzungs-herrschaft in Serbien und in Ungarn sowie zu den Rettungsbemühungen des ungarischen Zionisten Rudolf Kasztner und zum Neuanfang der Überlebenden im neu gegründeten Staat Israel wird die Sammlung der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Ausstellung ist vom 3. bis 6. Februar 2020 von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr der Öffentlichkeit zugänglich.

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta und Prof. Shaul Ladany während der Ausstellungseröffnung
Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta und Prof. Shaul Ladany während der Ausstellungseröffnung (© Lea Schunk/Niedersächsischer Landtag)