In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Auf den Tag genau vor 76 Jahren befreiten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Ausschwitz. Vor 25 Jahren hatte Bundespräsident Roman Herzog dieses Datum, den 27. Januar, zum nationalen Gedenktag erklärt. Die Vereinten Nationen führten für den selbigen Tag 2005 den internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ein. Im Rahmen des heutigen (27. Januar 2021) Plenums wurde der Gedenktag im Niedersächsischen Landtag begangen. Eine ursprünglich geplante Gedenkveranstaltung – ein Liederabend mit Werken verfolgter und ermordeter jüdischer Komponisten in der Marktkirche – musste in diesem Jahr pandemiebedingt abgesagt werden.

Gleich zu Beginn ihrer Ansprache im Plenarsaal betonte Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta: "Auch der Niedersächsische Landtag hält inne, um der Millionen Opfer des NS-Genozids zu gedenken: der ermordeten europäischen Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, Kranken und Behinderten, der als sogenannte Asoziale Erniedrigten, der Opfer aus allen europäischen Nationen und über Europas Grenzen hinaus.“ Antisemitismus sei auch nach der Zeit des Nationalsozialismus nicht verschwunden. Er sei bis heute in der Gesellschaft präsent und trete seit einigen Jahren zunehmend offen zutage. Zunehmend würden sich die aktuellen Proteste gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen mit antisemitischen Bezügen vermengen. "Gerade jetzt gilt es daher, sich der Gefahr von Antisemitismus und Rechtsextremismus bewusst zu werden. Worte können schnell zu Taten werden, das hat der Anschlag auf eine Synagoge in Halle gezeigt", so Parlamentspräsidentin Dr. Andretta.

Dr. Elke Gryglewski, Leiterin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, hielt ebenfalls eine Rede vor den versammelten Abgeordneten und betonte die Herausforderungen der zukünftigen Gedenkarbeit: „Inzwischen sind viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verstorben. Auch wenn die Gedenkstätte Bergen-Belsen noch in Kontakt zu vergleichsweise zahlreichen Überlebenden steht, weil in diesem Konzentrationslager viele Kinder inhaftiert waren und viele weitere gegen Ende des Krieges hier geboren wurden, müssen auch wir feststellen, dass sie gebrechlicher werden und ihr Gesundheitszustand ihnen zunehmend untersagt, so engagiert für die Erinnerungsarbeit einzustehen, wie sie es gerne wollen.“ Und schlussfolgerte daraus: „Und so haben sie ihr Vermächtnis an uns weitergegeben. Es ist nunmehr unsere Aufgabe, die Aufgabe der Gedenkstätten, an das Schicksal der Ermordeten zu erinnern und dafür zu sensibilisieren, dass solche Gräueltaten nie wieder verübt werden.“

Das emotionale musikalische Rahmenprogramm gestalteten die Mezzosopranistin Esther Choi und Prof. Paul Weigold am Klavier, die zwei Musikstücke des eigentlichen geplanten Konzertes in der Marktkirche spielten.

Das Gedenken wurde live übertragen und ist auch über Plenar-TV (ab 28. Januar 2021) abrufbar.

Landtagspräsidentin Dr. Andretta hört auf ihrem Platz am Präsidiumstisch der Rede zu.
Landtagspräsidentin Dr. Andretta: "Worte können schnell zu Taten werden, das hat der Anschlag auf eine Synagoge in Halle gezeigt." (© Niedersächsischer Landtag)
Blick von einer Besuchertribüne auf das vollbesetzte Plenum.
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2021 im Plenum des Landtages. (© Niedersächsischer Landtag)
Dr. Elke Gryglewski, Leiterin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, hält eine Rede vor den versammelten Abgeordneten.
Dr. Elke Gryglewski, Leiterin der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, hält eine Rede vor den versammelten Abgeordneten. (© Niedersächsischer Landtag)