Begegnungen hinter Stacheldraht

v.r.n.l: Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta, Kikuto Kato, Generalkonsulin von Japan in Hamburg und Birgit Honé, Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegen-heiten und Regionale Entwicklung
v.r.n.l: Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta, Kikuto Kato, Generalkonsulin von Japan in Hamburg und Birgit Honé, Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegen-heiten und Regionale Entwicklung. (© Nds. Landtag)

Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta eröffnet Ausstellung zu deutschen Kriegsgefangenen im japanischen Lager Bandō

Am 28. Juli 1914 begann der Erste Weltkrieg. Ein der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekanntes Geschichtskapitel ist die Kriegsgefangenschaft von Deutschen in Japan. Dieses beleuchtet die Ausstellung „Begegnungen hinter Stacheldraht“ in der Portikushalle des Niedersächsischen Landtages. Am 13. März wurde sie von Landtagspräsidentin Dr. Gabriele Andretta eröffnet.

Wie kam es zu den deutschen Kriegsgefangenen in Japan? Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges besetzten britisch-japanische Truppen die Kolonie des deutschen Kaiserreichs Tsingtau in China. Am 7. November 1914 kapitulierten die deutschen Truppen vor der Übermacht der Japaner und Briten. Fast 5.000 deutsche Soldaten wurden gefangengenommen und an zwölf verschiedenen Orten in Japan interniert. Rund eintausend Soldaten wurden 1917 ins das neu errichtete Lager in Bandō überstellt. 74 Gefangene stammten aus dem heutigen Niedersachsen.

Landtagspräsidentin Dr. Andretta betonte: „Bandō galt als außergewöhnliches Musterlager, in dem ein human eingestellter Kommandant den Gefangenen viel Freiraum ermöglichte. So entwickelte sich unter der liberalen Lagerleitung von Oberst Matsue ein beeindruckend vielfältiges kulturelles Leben.“ Sie erinnerte an das Lager-Orchester, das am 1. Juni 1918 zum ersten Mal in Japan Beethovens 9. Sinfonie aufführte. Die Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung, Birgit Honé, machte deutlich: „In Kriegszeiten wurde Deutschen in Bandō mit Menschlichkeit begegnet. Daran erinnern wir dankbar. Es ist aber auch unsere Verpflichtung, diese Geschichte und die Menschlichkeit weiterzutragen.“

Die Ausstellung hat das Museum Lüneburg erarbeitet. Deren Direktorin, Professorin Dr. Heike Düselder, führte in die Ausstellung ein. Sie schlug eine Brücke zur Gegenwart: „Die Ausstellung ist hochaktuell, denn sie stützt und begleitet einen Diskurs über Krieg, Kriegsgefangenschaft und den Umgang mit dem vermeintlichen Feind. Sie zeigt das große Potential von Kultur. Kulturelle Begegnungen bedeuten unendlich viel für die Überwindung von Fremdheit und den Bau von Brücken zwischen Menschen, auch unter widrigsten Bedingungen.“

Die Ausstellung spannt einen Bogen von den Expansionsbestrebungen des Deutschen Reiches im Zeitalter des Imperialismus über die Gefangennahme deutscher Soldaten in Tsingtau bis hin zum Lageralltag in Bandō. Sie folgt den Spuren, die die „Begegnungen hinter Stacheldraht“ bis heute hinterlassen haben. Zu sehen ist sie bis zum 26. März in der Portikushalle werktags von 9 bis 18 Uhr.