Julia Willie Hamburg

Schulpolitische Sprecherin Bündnis 90/Die Grünen

Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, politisch aktiv zu werden?

"Ich bin früh politisiert worden, weil ich die Welt ungerecht fand und mich dafür einsetzen wollte, dass die Welt sich so verändert, dass jeder Mensch seinen und ihren Platz in ihr findet. Ohne Angst haben zu müssen, ohne arm zu sein und ohne geärgert zu werden. Besonders das Thema „Rechte von Kindern“ hat mich damals sehr bewegt. Ich habe mich dann entschieden, bei den Grünen einzutreten, weil ich das Gefühl habe, hier politisch am meisten verändern zu können. Die Arbeit in der Grünen Jugend hat mir gezeigt, wie viel ich bereits als junger Mensch mitgestalten kann."

Welche Bedeutung hat Landespolitik für Schulen und Bildung?

„Schule und Bildung liegen in der Verantwortung des Bundeslandes. Somit werden die Rahmenbedingungen für das Lernen in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen durch die Landespolitik bestimmt.“

 

Was sind Ihre Aufgaben als schulpolitische Sprecherin?

„In jedem Fall muss ich die Diskussionen um eine gute und gerechte Bildungspolitik verfolgen, mich mit allen Akteur*innen besprechen, die Landesregierung auf Lücken und Fehler im aktuellen System hinweisen und Vorschläge für Verbesserungen machen. Darüber hinaus besuche ich aber immer wieder auch Schulen, spreche vor Ort mit den Leitungen, Lehrkräften und Schüler*innen über ihre Wünsche und Probleme und versuche sie in Einklang zu bringen mit den Möglichkeiten des Landes. Es ist wichtig, neben den großen Veränderungen auch vermeintlich kleine Projekte anzugehen, auch wenn diese vielleicht nur einer Schule helfen. Jede*r Schüler*in ist wichtig.“

Portrait von Julia Willie Hamburg, Bündnis 90/Die Grünen

Wie genau setzen Sie sich für Kinder und Jugendliche ein?

„In erster Linie höre ich ihnen zu. Viele Erwachsene und auch Politiker*innen behandeln Kinder und Jugendliche von oben herab. Es ist wichtig, ihre Wünsche und Ideen ernst zu nehmen und sie zu beteiligen. Ich spreche deshalb nicht nur mit den Schülervertretungen wie dem Landesschülerrat, sondern beziehe deren Stellungnahmen immer in meine Entscheidungen ein. Ich erlebe auch immer wieder wie unterschiedlich Schulen ausgestattet sind und wie unterschiedlich die Lehrkräfte auf die Schüler*innen und ihre Bedürfnisse eingehen können. Es ist mir ein großes Anliegen, für alle Kinder und Jugendlichen eine gerechte und gute Schulzeit nach den individuellen Bedarfen zu ermöglichen.“

 

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit als schulpolitische Sprecherin?

„Es ist eine sehr abwechslungsreiche Arbeit, die immer wieder das Gespräch mit anderen Akteur*innen benötigt. Die Auseinandersetzungen über eine gute und gerechte Bildungspolitik sind dabei oft heftig, aber man weiß immer, dass man für etwas wirklich Wichtiges streitet, nämlich die Zukunft unserer Gesellschaft und die Zukunft jedes einzelnen Kindes. Das ist ein großer Antrieb und ermuntert mich, mich auch gegen die größten Widersacher beispielsweise einer inklusiven Bildung durchzusetzen, weil ich weiß, dass am Ende alle davon profitieren.“

 

Was sind Ihrer Erfahrung nach die wichtigsten Themen, Sorgen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen?

„Die meisten Schüler*innen wünschen sich, in einem weniger starren System beschult zu werden. Der Gleichschritt und die Trennung nach Leistungen belasten viele Schüler*innen. Es ist wichtig, die individuellen Möglichkeiten beim Lernen stärker zu berücksichtigen und individuellere Lernwege bereit zu stellen. Dies trifft auf schnelle und erfolgreiche Lernende genauso zu wie auf diejenigen mit größerem Unterstützungs- oder Förderbedarf. Darüber hinaus ist Schule auch häufig noch ein Raum, der Ausgrenzung einzelner begünstigt. Es ist wichtig, hier in eine vorurteilsarme und diskriminierungsfreie Bildung und Erziehung zu investieren und mit den Schüler*innen gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie alle gemeinsam lernen und sich dabei wohlfühlen können.“

 

Wie können junge Menschen ihre Schulzeit selbst politisch mitgestalten?

„An jeder Schule gibt es die Möglichkeit, neben dem Amt der*des Klassensprecher*in in die Schüler*innenvertretung der Schule zu gehen und dort gemeinsam mit anderen für Verbesserungen einzutreten, Gespräche mit der Schulleitung zu führen und beispielsweise Veranstaltungen zu organisieren. Häufig gibt es auch gute Stadt- und Kreisschülerräte. In vielen Städten und Gemeinden gibt es darüber hinaus viele politische Initiativen und Vereine, die eng mit Schulen zusammenarbeiten oder gesellschaftspolitische Verbesserungen anstreben. Auch die Jugendorganisationen der Parteien können ein Ort sein mitzugestalten.“

 

Und wenn Sie an Ihre Schulzeit zurückdenken: Woran erinnern Sie sich besonders gerne?

„Für mich war Schule immer dann eine großartige Erfahrung, wenn ich die Möglichkeit hatte etwas anzustoßen, zu verändern und mitzuentscheiden.“

 

Julia Willie Hamburg, Bündnis 90/Die Grünen
„Viele Schüler*Innen fühlen sich zu sehr gestresst und haben kaum Zeit für Hobbies und Ehrenamt.“ (© Julia Willie Hamburg, Bündnis 90/Die Grünen)

Mitglied des Landtages
seit 2013

Geboren am
26. Juni 1986

Familie
zwei Kinder