Annette Schütze

Jugendpolitische Sprecherin der SPD

Wann und warum haben Sie sich dazu entschieden, politisch aktiv zu werden?

„Ich bin seit 1986 Mitglied in der SPD und seitdem auch politisch aktiv, jedoch in unterschiedlicher Intensität. Zunächst habe ich mich „nur“ aktiv an der Arbeit im Ortsverein (untere Ebene unserer Parteiarbeit im Stadtteil) engagiert. Seit 2011 bin ich im Rat der Stadt Braunschweig. Nach vielen Jahren der hauptamtlichen Unterstützung von (ehrenamtlichen) Ratsmitgliedern in der Ratsfraktionsgeschäftsstelle hatte ich Lust darauf, selbst zu gestalten und selbst aktiv zu werden, um politische Entscheidungen vorzubereiten und zu treffen. Zudem habe ich als Ratsmitglied Zugang zu Informationen darüber, was in Braunschweig gerade wichtig ist und diskutiert wird.  Das ist spannend. Die Kandidatur für den Landtag war der nächste Schritt, um mich auf einer weiteren politischen Ebene für die BraunschweigerInnen einzusetzen. So kann ich Themen aus meiner Heimatstadt direkt weiter in die Landespolitik bringen. Mit ganz verschiedenen Menschen an ganz unterschiedlichen Themen zu arbeiten macht mir Spaß.“

 

Was macht eine jugendpolitische Sprecherin eigentlich?

„Immer dann, wenn die Interessen von Kindern und Jugendlichen bei Entscheidungen berührt werden, sollten diese nicht nur mitbedacht werden, sondern wenn möglich, sollten Kinder und Jugendliche an Entscheidungsprozessen auch aktiv beteiligt werden. Als Sprecherin sollte ich dafür sorgen, dass dieses auch passiert. Deshalb werden Themen aufgegriffen und in politische Entscheidungsprozesse eingebracht. So wird dafür gesorgt, dass sie auch umgesetzt werden. Allerdings bin ich erst seit wenigen Wochen Sprecherin, sodass ich hier nur davon erzählen kann, was meine Vorgängerin Immacolata Glosemeyer gemacht hat. Außerdem ist der direkte Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen wichtig. Deshalb sollte man sie selbst befragen oder mit ihren Vertretungen sprechen, z.B. den Jugendverbänden.“

Portrait von Annette Schütze, SPD

Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrer Arbeit als jugendpolitische Sprecherin?

„Ich mag Kinder und junge Menschen. Ich unterhalte mich gerne mit ihnen und freue mich, wenn ich so Anteil an ihrem Leben nehmen kann. Jede Generation ist durch ganz verschiedene Einflüsse geprägt und entwickelt so ihre eigenen Ansichten und hat Ihre individuellen Herausforderungen. Im Austausch kann ich von ihnen lernen, wie sie die Gegenwart wahrnehmen und was sie sich für die Zukunft wünschen. Ich finde es spannend, wie sie die Welt sehen!“

Inwiefern ist Landespolitik für junge Menschen wichtig?

„Im Land werden Entscheidungen getroffen, die direkten Einfluss auf das Leben von Kindern und Jugendlichen haben, z.B. welche Projekte in der Jugendarbeit gefördert werden, worin junge Menschen unterstützt werden sollen oder ob sie kostenlos Bus und Bahn benutzen können. Zudem gibt es auf Landesebene Gremien wie die Kinderkommission oder den Landesjugendhilfeausschuss, die dabei helfen sollen, dass Kinder und Jugendliche möglichst sicher und glücklich in Niedersachsen aufwachsen. “

Welche Themen sind für Jugendliche besonders interessant?

„Eigentlich müsste man diese Frage den Kinder und Jugendlichen selbst stellen. Ich glaube aber, dass es sicher für alle wichtig ist, eine Bezugsperson zu haben, der man vertraut und Freunde, mit denen man sich treffen kann. Themen wie Freundschaft, Liebe aber auch wie sieht meine persönliche Zukunft aus und in welcher Welt will ich leben ist für sie wichtig. Dabei ist es ihnen meiner Erfahrung nach wichtig, ernst genommen zu werden, egal wie alt sie sind.“

Welche Möglichkeiten gibt es, Politik für junge Menschen spannend zu gestalten? Welche Rolle spielen soziale Medien dabei?

„Das was Kinder und Jugendliche schon selbst entscheiden können, das sollten sie möglichst auch selbst entscheiden dürfen. Das gibt Selbstvertrauen und führt zu der wichtigen Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Wer so denkt, wird sich auch immer dann einbringen, wenn man in seinem Umfeld etwas gestalten oder auch verändern will. Für mich sind diese Erfahrungen die besten Voraussetzungen um Menschen für Politik zu interessieren. Dazu gehört aber auch die Öffnung der Strukturen in denen Kinder und Jugendliche selbst entscheiden können. Daher sind Jugendparlamente, Schülervertretungen aber auch Jugendverbandsarbeit eine gute Einstiegsmöglichkeit erste Erfahrungen in der „Politik“ zu sammeln. Formate die Spaß machen, weil sie an der Lebenswirklichkeit der Kinder und Jugendlichen orientiert sind, kann man sicher auch über soziale Medien entwickeln. Zum Beispiel Meinungsumfragen oder Infos zu spannenden Veranstaltungen oder spezielle (geschützte) Chatrooms.“

Politischer Einsatz kann ganz unterschiedlich aussehen – die Arbeit in einer Partei ist nur ein Beispiel. Welche Möglichkeiten gibt es für Jugendliche noch, selbst politisch aktiv zu werden?

„Immer dort, wo es darum geht, Standpunkte auszutauschen und Lösungen zu erarbeiten oder ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, das alle mittragen können, wird das Demokratieverständnis gefördert und ist aus meiner Sicht ein politischer Einsatz. Nicht jedes Ziel muss politisch sein, deshalb bedarf es auch nicht immer politischer Aktivitäten. Greta Thunberg hat auch erst ein für sie wichtiges Ziel inhaltlich verfolgt, bevor sie auf  politische Strukturen gestoßen ist, die sie nun nutzt, um ihr Ziel zu verfolgen. Bürgerinitiativen sind in Deutschland inzwischen ein Gegengewicht zu den Parteien. Sie entwickeln sich aus einem speziellen Interesse an einem Thema, so kommen viele dann erst im nächsten Schritt zu Politik. Also die Wege können glücklicherweise vielfältig sein. In den Kommunen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie Jugendparlamente oder Beteiligungsformen in den Stadtteilen speziell für Kinder und Jugendliche.“

In Niedersachsen wird in der Regel alle fünf Jahre neu gewählt. Viele Themen sind aber auch noch lange nach der nächsten Wahl wichtig. Wie versuchen Sie, politische Lösungen für die Zukunft umzusetzen?

„Politische Entscheidungsprozesse dauern in Deutschland oft lang. Das muss nicht immer schlecht sein, denn oft werden verschiedene Gruppen befragt ( z.B. bei Bauleitplanungen) und Interessen abgewogen, bis eine Entscheidung getroffen wird. Deshalb ist es wichtig, dran zu bleiben und beharrlich nachzufragen. Das ist zwar mühsam, lohnt sich aber nach meiner Erfahrung. Für Kinder und Jugendliche kann es aber auch frustrierend sein, wenn der gewünschte Bolzplatz erst kommt, wenn sie schon nicht mehr zu Hause wohnen. Dann muss man vermitteln, dass wenigstens die Jüngeren noch etwas davon haben und das Engagement nicht umsonst war.  Für mich ist es schön, wenn ich über einen längeren Zeitraum politische Ziele verfolgen kann, wie ich es im Rat der Stadt Braunschweig mache. Denn manche Ziele enden eben nicht mit der Wahlperiode. Manche Entscheidungen, die man vorangetrieben und getroffen hat, wirken aber auch über die Wahlperiode hinaus.“

Und zu guter Letzt noch eine persönliche Frage: Welchen Film oder welche Serie können Sie empfehlen?

„Auch wenn die Serie schon etwas älter ist, habe ich „House of Cards“ sehr gerne angeschaut. Auch wenn manches übertrieben wirkt, kann man hier die Mechanismen von Politik gut erkennen. Gerade sehe ich mir die Serie „Elite“ an. Das ist spannende Unterhaltung mit psychologischen Aspekten. Hier stehen Jugendliche in Spanien im Mittelpunkt. Meine Lieblingsfilme sind seit vielen Jahren „Thelma und Louise“ und „Grüne Tomaten“.“

Mitglied des Landtages
seit 2017

Geboren am
16. April 1966

 

 

Beruf
Projektleiterin

Familie
verheiratet, zwei Kinder
(geboren 1994 und 1997)

Kontakt

0531 – 480 98 35
Website
E-Mail

Instagram
Facebook